Nachhaltiges Bauen braucht Monitoring
Nachhaltiges Bauen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Sind die verwendeten natürlichen Baustoffe eines Gebäudes als Folge eines nicht richtig funktionierenden oder durch unerkannte Einwirkungen geschädigten Feuchteschutzes unplanmäßig Nässe und Feuchtigkeit ausgesetzt sind, kommt es zwangsläufig zu tiefgreifenden zu Schäden an der Bausubstanz. Wertvolle Ressourcen gehen vorzeitig verloren.
Die Zahl derartiger Fälle steigt aktuell stark an. Insbesondere im großvolumigen Holzbau kommt es dabei zu teils dramatischen Schadensfällen. Es gilt die einfache Formel: Je länger die Feuchtigkeit einwirkt und je größer das Bauwerk, das von dem Ereignis betroffen ist, desto größer die Schäden. Verstärkt wird diese Entwicklung durch den zunehmenden Trend zur Nutzung von Flachdächern für extensive und mehr und mehr auch intensive Begrünungen, für Dachterrassen, für Fotovoltaik und nun auch zur Speicherung von Regenwasser. Moderne, d.h. genutzte Flachdächer können damit praktisch gar nicht mehr, wie früher, von der Sichtseite des Daches aus inspiziert werden. Gleichzeitig verbleibt das Niederschlagwasser bei sogenannten Retensionsdächern immer länger auf den Dachflächen. Schon bei kleinen Beschädigungen dringen damit immer schneller immer größere Wassermengen in die Konstruktion ein und schädigen das Bauwerk.
Hochwertig genutzte Dachflächen einer DGNB-zertifizierten Gewerbeimmobilie — Die Abdichtungsflächen sind visuell nicht mehr prüfbar — auch Dichtheitsprüfung und Leckagesuche ist aufgrund der Nutzung von der Sichtseite her nicht möglich
Wie kann aber ein Gebäude nachhaltig sein, wenn es bereits nach kurzer Zeit infolge nicht oder zu spät bemerkter Feuchteschäden erhebliche Substanzverluste erleidet? Und wie kann ein Gebäude nachhaltig sein, bei dem spätestens mit dem Ende der werkstofflichen Lebensdauer der Abdichtungen in 30 oder 40 Jahren genau dieses Szenario unausweichlich eintritt?
Ist es also nachhaltig, verantwortungsbewusst und zukunftsgewandt, wenn wir uns und vor allem die nachfolgenden Generationen bei unseren ökologischen Gebäuden sehenden Auges der großen Gefahr aussetzen, dass sie schon in wenigen Jahren, mit Sicherheit aber irgendwann in den nächsten Jahrzehnten abgerissen oder zumindest umfangreich saniert werden müssen, weil Nässe und Feuchtigkeit unbemerkt schwere Schäden angerichtet haben? Und viel wichtiger: Gibt es einen Ansatz, mit dem diese Gefahr wirkungsvoll gebannt werden kann?
Mit Echtzeitmonitoring werden Leckagen unmittelbar erkannt, wenn Wasser in den Aufbau eindringt – auch die Beseitigung der Leckage ist im Zeitablauf deutlich zu erkennen.
Ja. Will man vermeiden, was in den ersten Absätzen beschrieben wurde, werden vordringlich zwei Dinge benötigt: Präzise, das heißt richtige, aktuelle, vollständige und zuverlässige Informationen über den Zustand des Feuchteschutzes eines Gebäudes und die Bereitschaft, Erkenntnisse, die aufgrund dieser Informationen erlangt werden, in rechtzeitiges und planmäßiges Handeln umzusetzen.
Tatsächlich führen die beschriebenen Trends des ökologischen Bauens, nämlich die zunehmende Verwendung von feuchtesensiblen Baustoffen, wie z.B. Holz, und des zunehmend unzugänglich und unsichtbaren Verlegens der für den Feuchteschutz so wichtigen Abdichtungen unterhalb von immer mächtigeren Nutzschichten dazu, dass die Qualität der konventionell verfügbaren Informationen über den Zustand des Feuchteschutzes eines Gebäudes tendenziell immer schlechter wird – und zwar so schlecht, dass sie ein rechtzeitiges und planmäßiges Handeln, dort wo Handlungsbedarf besteht, unmöglich machen.
Echtzeitmonitoringssysteme mit Electric-Field-Tomografie (EFT) ermöglichen eine automatisierte Datenanalyse und liefern präzise Informationen über die Leckagepostion – Reparaturen können schnell und zielgerichtet vorgenommen werden.
Diese Zusammenhänge sind nicht neu. Bereits im „Ersten Bauschadensbericht“ des Bundesbauministeriums von 1995 wurde ausführlich dargelegt, dass vermeidbare Bauwerksschäden nur zu vermeiden sind, wenn der Informationsstand über den Zustand des Feuchteschutzes von Gebäuden durch den Einsatz geeigneter Überwachungssysteme, heute als Monitoringsysteme bezeichnet, verbessert wird. Dies wurde mit dem Appell verbunden, die öffentliche Förderung von Bauvorhaben davon abhängig zu machen, dass solche Systeme entwickelt und in der Praxis eingesetzt werden. War der Appell damals vor allem ökonomisch begründet, so erhält er in Anbetracht der aktuellen Nachhaltigkeits- und Ressourcendiskussion und im Angesicht der aktuellen ökologischen an Nachhaltigkeit orientierten Bautrends eine deutlich größere Bedeutung und Aktualität. Es ist damit kaum nachvollziehbar und es erscheint mit Blick auf die gezeigten Zusammenhänge auch als wenig verantwortungsbewusst, wenn bis heute das Gros der Flachdächer von den als nachhaltig deklarierten Neubauten ohne jegliche Vorrichtungen zur Überwachung des Feuchteschutzes errichtet werden, obwohl es, anders als 1995, nunmehr seit Jahren praxisbewährte Echtzeitmonitoringsysteme für diese Aufgabe gibt, mit denen Abdichtungsschäden jederzeit erkannt und automatisch geortet werden, auch da, wo man sonst nicht hinschauen kann. Solche Systeme kosten Geld. Sie nicht zu verwenden, kostet langfristig betrachtet sehr viel mehr Geld.