Überwa­chung von Abdich­tungen und baulichem Feuch­te­schutz: Die Grenzen punktu­eller Messme­thoden und die Notwen­digkeit innova­tiver Ansätze

von Andreas Rödel | 21.06.2024 | Abdich­tungen

Die punktuelle Messung physi­ka­li­scher Größen gilt zweifellos als bewährte Methode zur Charak­te­ri­sierung des Verhaltens von Bauteilen, insbe­sondere wenn das Materi­al­ver­halten als homogen und isotrop angenommen werden kann. Sie ermög­licht eine präzise Erfassung spezi­fi­scher Parameter und liefert wertvolle Einblicke in das Verhalten von Baukon­struk­tionen. Aller­dings stoßen punktuell wirkende Messver­fahren häufig dort an ihre Grenzen, wo unvor­her­sehbare, disruptive Ereig­nisse, deren Ort des Auftretens nicht vorab prognos­ti­zierbar ist, schnell erkannt und lokali­siert werden müssen, um Folge­schäden zu vermeiden.

Dies liegt vor allem daran, dass auf diskreten, verteilten Messpunkten beruhende Überwa­chungs­ver­fahren aufgrund der geringen Messpunk­te­dichte häufig nicht reprä­sen­tativ für das gesamte Überwa­chungs­gebiet sind. Insbe­sondere bei Ereig­nissen wie Leckagen, Rissen oder anderen unerwar­teten Schäden, deren Auftreten nicht eindeutig vorher­sehbar ist, können punktuelle Messungen Schwie­rig­keiten haben, diese recht­zeitig und genau zu lokali­sieren.

Freige­legte Leckage unter ca. 1 m mächtiger Rekul­ti­vie­rungs­schicht auf einer ca. 60.000 m² großen Deponie
Um dieser Heraus­for­derung zu begegnen, erweist sich ein Paradig­men­wechsel hin zu konti­nu­ier­licher, flächen­ba­sierter Überwa­chung als erfolg­ver­spre­chend. ProGeo hat dies erkannt und entwi­ckelt seit mehr als 30 Jahren Techno­logien, die eine flächen­de­ckende Überwa­chung auch sehr großer Objekte wirtschaftlich ermög­lichen. Diese Ansätze erlauben eine fortlau­fende Erfassung der relevanten Parameter über das gesamte zu überwa­chende Gebiet hinweg. Dadurch werden nicht nur die Schwächen punktu­eller Messungen überwunden, sondern auch disruptive Ereig­nisse unmit­telbar und präzise erkannt, unabhängig vom Ort des Auftretens.

Die nachfol­genden Praxis­bei­spiele verdeut­lichen die Wirksamkeit dieses Ansatzes:

Überwa­chung erdver­legter Kunst­stoff­abdich­tungen

Die messtech­nische Überwa­chung von erdver­legten Abdich­tungen im Umwelt­schutz­be­reich wird durch das BAM-zugelassene Dichtungs­kon­troll­system geologger® ermög­licht. Dieses System basiert auf einer flächen­haften Erfassung der elektri­schen Wider­stands­ver­teilung der überwachten Abdichtung. Es nutzt eine in die elektrisch leitfä­higen, an die Abdichtung angren­zenden Boden­schichten einge­prägte Spannungs­dif­ferenz und erfasst die sich einstel­lende Poten­zi­al­ver­teilung mit einem Raster von Messpunkten in einer der Boden­schichten.

Durch ein Messraster von in der Praxis üblicher­weise 5 bis 10 Metern können kleinste Leckagen unabhängig vom Ort des Auftretens auf wenige Dezimeter genau geortet werden. Dieses Verfahren entspricht mittler­weile dem Stand der Technik und ist für bestimmte Deponie­klassen sowie Anlagen zum Umgang mit wasser­ge­fähr­denden Stoffen vorge­schrieben.

Echtzeit­mo­ni­toring von Bauwerks­ab­dich­tungen

Die messtech­nische Überwa­chung von begrünten und genutzten Flach­dä­chern wird mittels des Echtzeit­mo­ni­to­ring­systems smartex mx® reali­siert, das eine konti­nu­ier­liche Erfassung der gesamten Dachfläche ermög­licht. Dieses System arbeitet nach dem gleichen Messprinzip wie das System geologger®, wobei die Spannungs­dif­ferenz zwischen den nassen Abdeck- bzw. Nutzschichten auf der Abdichtung und einer unterhalb der Abdichtung angeord­neten elektrisch leitfä­higen Kontaktlage angelegt wird.

Automa­tisch koordi­na­ten­mäßig geortete Leckage bei einem großen Gründach
Verän­de­rungen der sich einstel­lenden Poten­zi­al­ver­teilung in der Kontaktlage infolge auftre­tender Leckagen werden automa­tisch und konti­nu­ierlich mit einer Matrix von Sensor­punkten gemessen. Dies ermög­licht eine sofortige Erkennung und präzise Ortung der Leckage, unabhängig vom Ort der Leckage in der
Automa­tisch koordi­na­ten­mäßig geortete Leckage bei einem großen Gründach
Abdichtung. Zusätzlich liefert das System auch quali­tative ortsbe­zogene Infor­ma­tionen über die Feuch­te­ver­teilung innerhalb von Warmdach­auf­bauten.

smartex® mx ist in verschie­denen Ausfüh­rungs­va­ri­anten verfügbar und für die Verwendung mit lose verlegten, mecha­nisch befes­tigten und vollflächig heiß- oder selbst­ver­klebten Abdich­tungen geeignet.