Sustainable construction needs monitoring
Der Holzbau, tief verwurzelt in der Baugeschichte, erlebt eine Renaissance und steht heute mehr denn je im Fokus von Bauherren, Architekten und ausführenden Firmen. Seine Rolle im Wohn‑, Gewerbe‑, Industrie- und Bildungsbau aber auch in der Infrastruktur, exemplarisch dargestellt am Bau von Holzbrücken, hat sich seit Jahren wesentlich erweitert und wird mehr denn je als wesentliches Element zukunftweisenden Bauens angesehen. Diese Entwicklung wird von einem zunehmenden Bewusstsein für ökologische Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz getragen. Dabei sieht sich der Holzbau aber auch spezifischen Herausforderungen gegenüber, insbesondere der Anfälligkeit des Baustoffs Holz für Feuchtigkeit und Nässe während der Bauphase und der anschließenden Nutzung des Gebäudes. Versagt der Nässe- und Feuchteschutz im modernen Holzbau unbemerkt und langandauernd, besteht die Gefahr massivster Schäden, die alle angestrebten Nachhaltigkeitsziele ad absurdum führen. Insgesamt betrachtet besteht dabei die Gefahr, dass die derzeitige Begeisterung für das Bauen mit Holz in zunehmende Ablehnung dieser Bauweise mündet. Ein tiefes Verständnis für die Eigenschaften des Materials Holz, eine sorgfältige Planung und Ausführung der Bauvorhaben und innovative Überwachungstechniken sind daher entscheidend, um die angestrebten Nachhaltigkeits- und Nutzungsziele von in Holzbauweise errichteten Bauwerken langfristig zu sichern.

Moderner Holzbau erreicht immer größere Höhen und Kubaturen — damit steigt das Risiko von Nässe- und Feuchteschäden
Historische Entwicklung des Holzbaus
Traditionelle Holzbauweisen, wie sie in Fachwerkhäusern oder Blockhäusern zu finden sind, waren oft von regionalen Bauweisen und verfügbaren Materialien geprägt. Diese Bauformen waren einfach, funktional und passten sich den lokalen Gegebenheiten und klimatischen Bedingungen an. Die natürliche Atmungsaktivität der offenen Holzoberflächen sowie die Luftdurchlässigkeit der Konstruktion sorgten für einen ausgeglichenen Feuchtigkeitshaushalt im Inneren der Gebäude und die meist weit überkragenden Steilfachformen sorgten für eine sichere Ableitung des Niederschlagswassers weg vom Gebäude. Gute Vorausetzungen für eine lange Lebensdauer.
Wandel zur Moderne
PhIm Gegensatz dazu steht der moderne Holzbau, der durch eine radikale Veränderung in der Architektursprache und den Bautechniken geprägt ist. Die moderne kubische Architektur mit ihren klaren Linien und minimalistischen Formen hat auch den Holzbau stark beeinflusst. Diese Entwicklung führte zu einer Abkehr von traditionellen Dachformen hin zu Flachdächern mit dünnen, membranartigen Abdichtungen und immer umfangreicheren Dämmstoffschichten, die zunehmend für Dachgärten, Terrassen, Photovoltaikanlagen oder die Regenwasserrückhaltung genutzt werden. Die heutige energieoptimierte und luftdichte Bauweise stellt so insbesondere für Holzgebäude neue Herausforderungen dar. Während diese Bauweise zu einer verbesserten Energieeffizienz beiträgt, erschwert sie gleichzeitig die natürlichen Feuchtetransportvorgänge und macht die Konstruktion so anfälliger für Nässe und Feuchtigkeit, unabhängig davon, welche Ursachen ihnen zugrunde liegen. Unzugänglich in der Konstruktion liegende Abdichtungsschichten und wasserführende Leitungssysteme erschweren die systematische Erkennung von Fehlzuständen als Voraussetzung für zeitnah ausgeführte Reparaturen, gleichzeitig führt die immer intensivere Nutzung von Dachflächen für Dachgärten, Terrassen, Photovoltaik und Regenwasserrückhaltung zu neuen Beschädigungsrisiken für den Feuchteschutz, die, wenn sie eintreten, häufig jahrelang unerkannt bleiben und dann oft erst anhand des meist deutlich kapitaleren, nicht selten bereits die Standsicherheit gefährdenden Folgeschadens erkannt werden. Glück im Unglück ist dann im Spiel, wenn solchermaßen ausgelöstes Bauteilversagen sich nur auf einen reinen Sachschaden beschränkt.
Zunahme der Baukörpergröße im modernen Holzbau – Zunahme von Risiken durch Nässe
Weitere Risiken durch Nässe und Feuchtigkeit im modernen Holzbau entstehen durch die zunehmende Größe der Baukörper. Mit dem Aufkommen von Technologien, die es ermöglichen, größere und komplexere Strukturen aus Holz zu errichten, haben sich die Dimensionen von Holzbauwerken erheblich erweitert. Dies findet seinen Ausdruck in großen Wohnkomplexen, mehrstöckigen Bürogebäuden und weitläufigen Bildungs- und Kultureinrichtungen, die komplett in Holzbauweise errichtet werden.
Diese Entwicklung hat zur Folge, dass schon die Errichtung des Gebäudes zumindest in unseren regenreichen Breiten zu erheblicher Einwirkung von Niederschlag auf den noch nicht oder nur temporär vor Nässe geschützten Baukörper führen kann. Hydraulisch abbindende Baustoffe und wasserbasierte Farben und Anstriche nicht selten auch Havarien und ein leichtfertiger Umgang mit Wasser auf der Baustelle tun ein Übriges, um hohe Feuchtelasten im Gebäude zu erzeugen, ohne das sofort sichtbar ist, wo sich die Holzkonstruktion auffeuchtet und Schädigungen der Holzbauteile einsetzen.
Diese und weitere Aspekte, wie z.B. das Nutzungsverhalten nach Fertigstellung des Gebäudes führen dazu, dass im Vergleich zu anderen Risiken wie Feuer oder Einbruch das Risiko von nässeinduzierten Schäden für ein Holzgebäude langfristig gesehen eine Wahrscheinlichkeit von 100% aufweist, dies schon allein deshalb, weil Materialien wie Abdichtungen und wasserführende Leitungssysteme im Gebäude in der Regel eine kürzere Lebensdauer haben, als die geplante Lebensdauer des Gebäudes selbst und als Folge von werkstofflicher Alterung im Laufe der Zeit irgendwann versagen. Hinzu kommt, dass zufällige Vorkommnisse sowohl in der Bauzeit als auch während der Nutzung praktisch jederzeit dazu führen können, dass Abdichtungen oder wasserführende Systeme im Gebäude ihre Funktion verlieren und so unbemerkt weitreichende Folgeschäden am Gebäude in Gang setzen.
Notwendigkeit eines effektiven Feuchtemanagements
Angesichts dieser Risiken ist ein effektives Feuchtemanagement während der Bauphase und während der Nutzung von Holzgebäuden von entscheidender Bedeutung, um kapitale Schäden und dadurch bedingte Ressourcenverluste zu vermeiden. Ein solches Feuchtemanagement umfasst sowohl präventive Maßnahmen wie den Schutz der Holzelemente gegen Feuchtigkeit und Nässe aber eben unbedingt auch ein geeignetes Überwachungskonzept zur Früherkennung auftretender Fehlzustände in Verbindung mit frühzeitig einsetzender, proaktiver Schadensbeseitigung.
Die Implementierung eines wirksamen Feuchtemanagements ist somit von grundlegender Bedeutung für schadensfreies Bauen mit Holz und eine langfristige schadensminierte Nutzung von Holzbauwerken. Es trägt dazu bei, die Nachhaltigkeit und Sicherheit dieser beeindruckenden Bauwerke zu gewährleisten und sollte immer auf der Agenda stehen, wenn Vorhaben in Holzbauweise verantwortungsvoll geplant und mit dem Anspruch auf Schadenfreiheit und Nachhaltigkeit realisiert werden.
Moderne Monitoringlösungen für den Feuchteschutz
Moderne Monitoringlösungen im Holzbau zielen darauf ab, Primärschäden möglichst schnell, d.h. wenn möglich, in Echtzeit zu erkennen, unabhängig davon, wo genau Nässe und Feuchtigkeit sich ausbreiten und die Schadensentwicklung im zeitlichen Verlauf zu beobachten. Fortschrittliche Systeme nutzen eine Kombination aus langlebiger, soweit unzugänglich verbaut, passiver Sensorik, energieoptimierten Datenerfassungs- und Übertragungssystemen zusammen mit meist zentralisiert auf Cloudservern arbeitenden Datenbanken und Auswertesoftware, um in Echtzeit festzustellen, wann und wo im Gebäude ein Schaden aufgetreten ist, dies an die zuständigen Instanzen zu melden und Daten für die Beobachtung der zeitlichen und räumliche Entwicklung der Feuchteeinwirkung zu bereitzustellen. Damit schaffen Echtzeitmonitoringsysteme genau den Informationsvorsprung, der benötigt wird, um Schadensbeseitungsmaßnahmen schnell und zielgerichtet durchführen zu können, bevor weitgreifende Folgeschäden entstehen.
Flächig wirkende, direkt unter Abdichtungsschichten angeordnete Sensorik ist dabei wenn möglich gegenüber linienhaft oder punktförmig ansprechender Sensorik zu bevorzugen, da sie in der Regel die schnellste und zuverlässigste Erkennung von Fehlzuständen ermöglicht, ohne dass Wasser sich zunächst weiträumig in der Konstruktion ausgebreiten muss, um detektiert werden zu können.
Planung und Realisierung eines wirksamen Monitorings
Die Planung und Umsetzung eines effektiven, für das jeweilige Objekt passenden Monitoringskonzepts ist dabei eine ingenieurtechnische Querschnittsaufgabe und erfordert umfassende Erfahrung in verschiedenen Fachgebieten wie Baukonstruktion, Bauphysik, Werkstoffkunde, Mess- und Regelungstechnik, Gebäudeautomation und Software.

ein typisches Flachdach — begrünt und mit PV – ohne Monitoring kann man nur raten, ob die Abdichtung dicht ist oder nicht.
Angesichts der Komplexität dieser Aufgabenstellung und zur Sicherstellung einer langfristigen, nutzungsbegleitenden Funktion der zu realisierenden Monitoringlösung ist es daher ratsam, eine erfahrene spezialisierte Fachfirma rechtzeitig mit in solche Projekte einzubinden. Diese Experten bringen nicht nur das notwendige technische Wissen mit, sondern verfügen auch über praktische Erfahrungen in der Umsetzung und im langfristigen Betrieb solcher Systeme und tragen so wesentlich mit zur erfolgreichen Implementierung einer optimalen Monitoringlösung bei. Hierbei ist zu beachten, dass die im Markt angebotenen Systeme sich allein schon aufgrund der zugrunde liegenden physikalischen Wirkprinzipen, der Ansprechsicherheit und ‑geschwindigkeit und der möglichen Nutzungsdauern und der daraus resultierenden langfristigen Funktionssicherheit und Effizienz grundlegend unterscheiden. Systemauswahl und ‑zuschnitt sollten daher immer auch unter Beachtung der an das System gestellten Anforderungen hinsichtlich Gesamtfunktionalität, Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit erfolgen.
Monitoring in der Praxis
Ein wichtiges Einsatzgebiet für Monitoringsysteme ist die messtechnische Dichtheitsüberwachung genutzter Flachdächer. Die Abbildung zeigt ein typisches modernes Flachdach mit extensiver Begrünung und darunter liegendem Warmdachaufbau einer noch im Bau befindlichen Dreifeldsporthalle.
Schon jetzt, bevor die PV-Anlage installiert ist, ist die wasserführende Abdichtung nicht mehr sichtbar. Eine konventionelle Sichtprüfung hinsichtlich auftretender Undichtheiten ist damit nicht mehr möglich, auch von außen ansetzende Prüfverfahren stoßen wegen der vielen Auf- und Einbauteile des Daches an ihre physikalischen Grenzen. Gleichzeitig führen neuartige Entwässerungskonzepte z.B. mit Regenwasserrückhaltung auf dem Dach dazu, dass die auf die Abdichtung einwirkenden hydraulischen Gradienten nicht nur kurzfristig als Folge von Starkregen, sondern auf längerfristig wegen der gewollten Rückhaltung des Regenwassers im Vergleich zu einem frei bewitterten Flachdach mit Gefälleausbildung stark ansteigen, wodurch sich Wassereinträge in den Dachaufbau selbst bei kleinen Leckagen stark beschleunigen.
Wegen der heute erforderlichen Dicke der Dämmstoffpakete und mit Blick auf die im Falle einer schadensbedingten Sanierung erforderlichen Rückbau- und Entsorgungskosten für den Dachaufbau aber auch die darauf befindlichen Nutzschichten und Systeme stellen derartige Dächer, die bis heute meist ohne Systeme der Schadensfrüherkennung errichtet werden, ein signifikantes Risiko dar – ein Problem, das wegen der mittlerweile allgegenwärtigen Pflicht zur Begrünung und photovoltaischen Nutzung von Dachflächen neue Dimensionen erhält.
Hinzu kommt, dass häufig schon das Feuchtemanagement auf der Baustelle ungenügend ist, mit der Folge, dass nässeempfindliche Baustoffe über längere Zeiträume ungeschützt der Witterung ausgesetzt sind, bevor sie verbaut werden.

ein typisches Flachdach — begrünt und mit PV – ohne Monitoring kann man nur raten, ob die Abdichtung dicht ist oder nicht.

Einbau von smartex® mx Kontaktlage und smartex® mx Sensormatrix für ein elektro-resistives Monitoringsystem beim Flachdach eines größeren Holzgebäudes — für das System muss keine Elektronik im Dach verbaut werden. Revisionsöffnungen sind nicht erforderlich.
Das eingesetzte System besteht im Wesentlichen aus einer elektrisch leitfähigen Kontaktlage, die vollflächig unterhalb der wasserführenden Abdichtung angeordnet ist und über eine zugehörige Sensormatrix und eine angeschlossene Messeinheit die elektrische Potenzialverteilung unterhalb der Abdichtung in kurzen Zeitabständen kontinuierlich misst, die sich ergibt, wenn eine Messspannung auf die nasse Außenseite der Abdichtung aufgegeben wird. Da die im Baubereich eingesetzten Flächenabdichtungen in der Regel elektrische Nichtleiter sind, ist ein elektrischer Stromfluss in dem beschriebenen Aufbau rein physikalisch gesehen nur dort möglich, wo eine leitfähige Verbindung zwischen nasser Außenseite und Kontaktlage unterhalb der Abdichtung besteht — dies ist in aller Regel dort, wo die Abdichtung Leckagen aufweist.

Um dies zu erkennen, werden die Messdaten von der Messeinheit automatisch per Internet auf einen Datenbankserver gesendet, dort gespeichert und hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs und der räumlichen Verteilung in einer Art tomografischen Darstellung bildgebend ausgewertet. Werden vorgegebene Spannungswerte überschritten und bestimmte Verteilungsmuster erkannt, wird vom System ein Leckagealarm gemeldet und die Leckageposition wird automatisch berechnet.
Im Gegensatz zu anderen Verfahren, z.B. Punktsensoren auf der Dampfsperre, kann das System Wassereintritte in den Dachaufbau prinzipbedingt so sehr schnell und sicher erkennen und mit hoher Genauigkeit orten. Für die Praxistauglichkeit des Verfahrens spricht weiterhin, dass auch das erfolgreiche Verschließen von Leckagen unmittelbar in den Messdaten beobachtet werden kann, was eine unschätzbare Unterstützung bei Such- und Reparaturarbeiten darstellt. Weiterhin kann das System auch die räumliche Verteilung von Feuchtigkeit im Dachaufbau darstellen und liefert so zusätzliche Informationen über die hygrothermischen Vorgänge unterhalb der Abdichtung.

zeitlicher Verlauf der Messdaten bei einem Leckageereignis — die Leckage führt unmittelbar zu einem steilen Anstieg der Messwerte — das Leckageereignis ist damit unmittelbar und sehr sicher im zeitlichen Verlauf der Messdaten zu erkennen
Physikalisch basiert das Verfahren auf den heute üblichen Kontrollverfahren für die kontinuierliche Langzeitüberwachung von Abdichtungen bei Sonderabfalldeponien, wie z.B. dem BAM-zugelassenen Dichtungskontrollsystem geologger®.

Tomografische Auswertung der Messdaten bei einer Dachfläche – die Lage der 3 Leckagen ist bereits in den Rohdaten deutlich zu erkennen. Hieraus berechnet das System die genauen Koordinaten der Leckagen
Unter dem Markennahmen smartex® mx wird es seit nunmehr als 25 Jahren erfolgreich für die Echtzeitüberwachung von Flachdächern unterschiedlichster Größen, Bauweisen und Nutzungen eingesetzt. Wegen des schnellen Ansprechverhaltens und der hohen Ortungsgenauigkeit ist es die beste verfügbare Technik für die Überwachung von Flachdächern insbesondere im Holzbau, wo es auf eine sichere und schnelle Erkennung und möglichst präzise Ortung besonders ankommt.

Ist Wasser durch die Leckage eingedrungen, lässt sich die Feuchteverteilung im Dachschichtenpaket ebenfalls gut beobachten.
Eine kleine Monitoringlösung für flachdachartige Abdichtungen von Balkonen, Vordächern, Gauben und für begrünte Flachdächer von Fertighäusern, die auf dem gleichen physikalischen Prinzip basiert, wie das System smartex® mx, wird seit 2015 unter der Bezeichnung smartex® is von ProGeo angeboten und wurde seitdem bereits mehr als 4.500 mal ausgeliefert und installiert.